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Was bringt das Endoprothesenregister?

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Operation
Über viele Jahrzehnte hinweg sind die Ergebnisse von Gelenkersatzoperationen nicht systematisch nachverfolgt worden.

Auch bei Rheuma kann ein Gelenkersatz manchmal sinnvoll sein. Das Endoprothesenregister sammelt Daten zu Operationen. Welche Erkenntnisse gibt es?

Der künstliche Gelenkersatz ist bei fortgeschrittener Arthrose und erfolgloser konservativer Therapie ein sehr erfolgreiches Behandlungsverfahren und gehört zu den häufigsten Operationen weltweit. Künstliche Gelenke bezeichnet man auch als Endoprothesen.

Chirurginnen und Chirurgen setzen sie überwiegend am Hüftgelenk sowie am Knie ein – nicht nur bei Arthrose, sondern auch bei Schenkelhalsbrüchen im höheren Lebensalter. Auch kleinere Gelenke wie Schulter und Sprunggelenk lassen sich durch mittlerweile hochwertige Endoprothesen ersetzen.

Trotz des großen Erfolges von Endoprothesen insgesamt kann der Gelenkersatz in seltenen Fällen mit Problemen verbunden sein. Dazu gehören etwa die Auslockerung im knöchernen  Prothesenlager, eine entzündliche Veränderung (Vereiterung) sowie mechanische Probleme, etwa die Auskugelung einer Hüftprothese. Treten solche Komplikationen auf oder bleiben dauerhaft Schmerzen bestehen, kann eine Wechseloperation nötig sein.

Bei Knie- und Hüftprothesen passiert dies im Verlauf des weiteren Lebens in etwa einem von zehn Fällen. Weil eine Wechseloperation oft eine erhebliche Belastung für Patientinnen und Patienten darstellt, ist es hilfreich, mögliche Ursachen systematisch zu erfassen. So lassen sich die Ergebnisse verbessern und die Patientensicherheit langfristig sicherstellen.

Daten aus zwölf Jahren

Über viele Jahrzehnte hinweg sind die Ergebnisse von Gelenkersatzoperationen nicht systematisch nachverfolgt worden. In Anlehnung an entsprechende Initiativen anderer Länder wie  Schweden, England oder Australien gründete 2012 die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie das Endoprothesenregister Deutschland, kurz: EPRD. Zunächst begann das Register mit etwa 40 Kliniken, heute liefern mehr als 780 Kliniken Daten an das EPRD. Allein für das Jahr 2023 erfasste das Register die Daten von fast 390.000 Eingriffen. Damit ist es das zweitgrößte Endoprothesenregister in Europa.

Wie funktioniert das EPRD?

Um als Patientin oder Patient am EPRD teilnehmen zu können, muss sich zunächst die operierende Klinik dem Register angeschlossen haben. Gibt die Patientin oder der Patient das  Einverständnis, übermittelt die Klinik die Daten nach der Operation an das Register. Dazu gehören Angaben zu Alter und Geschlecht behandelter Personen, Informationen zur durchgeführten Operation und den Einzelkomponenten der verwendeten Endoprothese. Weiterhin werden routinemäßig erfasste Daten, die das Krankenhaus im Rahmen der Abrechnung ohnehin an die Krankenkasse übermittelt, über den Bundesverband der Krankenkasse in Auszügen an die Registerstelle des EPRD weitergeleitet. 

Wenn es im weiteren Verlauf zu einer Komplikation kommen sollte, die eine Wechseloperation erforderlich macht, wird dies dem Endoprothesenregister entweder über die den Eingriff durchführende Klinik oder die Krankenkasse übermittelt. So ist sichergestellt, dass ein möglicher Ausfall des Kunstgelenkes zuverlässig registriert wird.

Noch beteiligen sich nicht alle Krankenkassen und Kliniken am EPRD, weshalb das Register nur etwa 70 Prozent der Endoprothesenoperationen dokumentiert. Dennoch sind fundierte Aussagen zur sogenannten Standzeit (Lebensdauer) von Endoprothesen möglich. So sind Rückschlüsse auf die Qualität eingesetzter Implantate möglich, aber auch die Ergebnisse der teilnehmenden Kliniken werden widergespiegelt. Mögliche Gründe, die zu einer besonders kurzen oder langen Standzeit der Versorgung führen, können so analysiert und bewertet werden.

Anonym – was heißt das genau?

Über ein ausgeklügeltes Datenflusskonzept – mittels einer sogenannten Vertrauensstelle – werden die Patientendaten im Register zusammengeführt und für 40 Jahre gespeichert, ohne dass die Identität der Patientin oder des Patienten preisgegeben wird. Möglich macht dies die sogenannte Pseudonymisierung. Dabei handelt es sich um ein Verfahren in der EPRD-Vertrauensstelle, das den Namen oder andere Identifikationsmerkmale durch einen Zahlencode ersetzt. Über diesen Code können Auszüge aus den Krankenkassendaten abgefragt werden, etwa zu aufgetretenen Komplikationen oder etwaigen Begleiterkrankungen, die im Hinblick auf die Haltbarkeit des Kunstgelenks wichtig sein könnten.

Allein die beteiligten Krankenkassen und die teilnehmenden Kliniken – nicht aber das EPRD – können im Ausnahmefall die zusammengeführten Daten wieder entschlüsseln. Dies geschieht aber nur zum Wohle teilnehmender Patientinnen und Patienten, zum Beispiel, wenn sich eingebaute künstliche Gelenke als schadhaft herausstellen und Betroffene informiert werden sollen.

Übrigens können Patientinnen und Patienten auch Informationen über ihren eigenen Fall aus dem EPRD erhalten. Dies geht nur, solange man am Register teilnimmt, denn die  Einwilligung zur Teilnahme kann man jederzeit ohne Angabe von Gründen widerrufen.

Was passiert mit den Daten?

Auf Basis der Registerdaten werden jährlich detaillierte Berichte erstellt, die das EPRD an die teilnehmenden Kliniken, Kostenträger und Implantathersteller gibt. Damit bekommen diese
eine wertvolle Rückmeldung, wie erfolgreich die durchgeführten Operationen beziehungsweise eingesetzten Kunstgelenke sind. Darüber hinaus veröffentlicht das Register jeweils im Herbst seinen Jahresbericht. Diesen gibt es auch in patientenverständlicher Form. 

Was die Daten verraten

Seit 2012 hat das EPRD rund 2,8 Millionen Datensätze gesammelt und ausgewertet. Diese stellt das Register den teilnehmenden Kliniken und den Implantatherstellern bereit. Die Daten stehen aber auch für wissenschaftliche Artikel zur Verfügung. 

Welche Erkenntnisse hat das Register bereits gewonnen?

  • Ab 75 Jahren führt eine Zementfixierung von Hüftstielen zu weniger Komplikationen als eine zementfreie Verankerung. Die Veröffentlichung dieser Ergebnisse hat bereits dazu beigetragen, dass viele Kliniken ihre Versorgungsstrategien angepasst haben.
  • Als weitere sehr wichtige Beobachtung wurde ein Zusammenhang zwischen höheren Fallzahlen pro Klinik und besseren Standzeiten für Knieund Hüftendoprothesen festgestellt. Dieser Effekt ist besonders ausgeprägt bei sogenannten Schlittenprothesen am Knie, wo nur ein Teil der Gelenkfläche ersetzt wird.
  • Nicht die paar Kilos zu viel auf der Waage, aber starkes Übergewicht, also ein Body-Mass-Index von >35, erhöht das Risiko für eine Wechseloperation.
  • Auch Vorerkrankungen wie Diabetes oder Depressionen können das Risiko einer Wechseloperation erhöhen.
  • Die mit Abstand häufigste Ursache für eine Folgeoperation war 2022 die Lockerung des Implantats. Dies macht sowohl bei der Hüfte als auch beim Knie knapp 23 Prozent aus. Die Gründe für eine solche Lockerung sind vielfältig. Sie können mit dem Operationsergebnis zusammenhängen, aber auch eine starke Überbeanspruchung durch den Patienten oder die Patientin kann dazu führen. Der zweithäufigste Grund sind Infektionen.
  • Eine weitere Erkenntnis aus dem Register: Männer tragen ein deutlich erhöhtes Infektionsrisiko sowohl bei der Erstimplantation einer Knieendoprothese wie auch bei einem Folgeeingriff.
  • Da Frauen statistisch gesehen älter werden als Männer, erhalten sie mehr Implantate.

Autoren: Prof. Klaus-Peter Günther. Der Orthopäde ist Geschäftsführender Direktor am UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- & Plastische Chirurgie in Dresden.

Alexander Grimberg. Der Orthopäde ist Prokurist und Leiter Medizin beim Endoprothesenregister Deutschland.

Weitere Informationen zum EPRD und Material zum Download findet sich unter www.eprd.de/de/fuer-patienten und www.eprd.de/de/ueber-uns.

Eine Liste der teilnehmenden Kliniken findet sich unter www.eprd.de/de/fuer-kliniken/teilnehmende-kliniken.

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