Wer nicht mehr ganz sicher auf den Beinen ist und im Haus Treppen überwinden muss, hat häufig ein Problem. Nicht immer muss die Lösung ein Treppenlift sein. "Ein Treppenlift kostet oft so viel wie ein Mittelklassewagen“, sagt Matthias Bauer, Leiter Bauen und Wohnen bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Er kann ein Segen sein, um die persönliche Mobilität zu erhalten. Es ist jedoch ratsam, auch Alternativen im Blick zu behalten.
Simpel, aber hilfreich: doppelter Handlauf
Eine sehr effektive und nicht allzu teure Maßnahme sei es, an der Treppe einen zweiten Handlauf anzubringen, berichtet Antje Voss, Architektin und Fachberaterin Wohnungsanpassung beim Hamburger Verein Barrierefrei Leben. „Menschen, die sich nicht mehr voll auf ihre Beine stützen können oder die Probleme mit dem Gleichgewicht haben, profitieren enorm davon, wenn sie sich beidseitig festhalten können.“ Denn die zusätzliche Stütze erhöht nicht nur die Sicherheit.
„Wenn man Treppenstufen gerade und nicht zu einer (Geländer-)Seite gebeugt bewältigen kann, belastet man Beine und Schultern gleichmäßig und tut sich entsprechend leichter.“ Ein barrierefreier Handlauf ist möglichst rund mit einem Durchmesser von etwa vier Zentimetern. Er ist so befestigt, dass man ohne Unterbrechung daran entlanggleiten kann. Dabei sollte er rund 30 Zentimeter über die erste und die letzte Stufe hinausragen. „Es ist auch möglich, solch einen Handlauf mit LED-Beleuchtung und Bewegungsmelder auszustatten“, fügt Antje Voss hinzu.
Mehr Unterstützung: mobile Treppensteighilfe
Etwas aufwendiger ist eine Treppensteighilfe. Dafür bietet dieses Modell mehr Unterstützung. Treppensteighilfen werden in der Regel am Handlauf der zu überwindenden Treppe installiert. „Das funktioniert im Prinzip so ähnlich wie bei einem Bügellift für Skifahrer“, erklärt Wohnberater Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale.
Nutzer halten sich beim Treppensteigen mit beiden Händen an dem montierten, bügelförmigen Griff fest, der zusätzliche Stabilität und Sicherheit gibt. Es gibt Modelle, die man selbst mechanisch schiebt, und elektrische, die sich von selbst bewegen. Allerdings sind die Schienen für diese Hilfe nicht kompatibel mit Treppenliften – wer später umsteigen will, muss erneut montieren (lassen).
Ab nach oben: Senkrechtlift
Senkrechtlift oder auch Homelift ist ein Sammelbegriff für verschiedene Arten von Liftsystemen, die zwei oder mehrere Etagen vertikal miteinander verbinden. Im Vergleich zu klassischen Personenaufzügen können sie auch nachträglich eingebaut werden – mit geringerem Aufwand als bei einem klassischen Aufzug. Senkrechtlifte sind zwar vergleichsweise platzsparend und weniger aufwendig als reguläre Aufzüge. Aber der bauliche Aufwand ist deutlich höher als bei einem Treppenliftsystem.
Oder vielleicht doch ein Zimmertausch?
In einigen Fällen empfiehlt der Wohn- und Bauberater Matthias Bauer anstelle der genannten Hilfen auch eine ganz andere Vorgehensweise: einen hausinternen Umzug. Wer zum Beispiel in einem Reihenhaus wohnt, sollte zumindest erwägen, den Schlafbereich ins Erdgeschoss zu verlegen – vorausgesetzt, die Körperpflege ist dort auch möglich.
Oft sei das einfach machbar, und es könne viel Aufwand und Kosten ersparen. Eine Frage der Finanzierung Die Preisunterschiede sind enorm – und hängen von der Länge der zu überwindenden Treppe und auch der Zahl der möglichen Kurven ab. Die Kosten für einen zweiten Handlauf etwa würden pro Meter und Menge an Anschlussstücken berechnet, berichtet Antje Voss.
„Für eine Etage sollte man mit etwa 500 bis 800 Euro kalkulieren, abhängig von Materialwahl und Zeitaufwand bei der Montage. Auch bei der Treppensteighilfe hängt der Preis vor allem von der Zahl der Kurven, der Länge der benötigten Schienen, der Materialauswahl und natürlich auch der möglichen elektronischen Unterstützung ab. Nach Schätzung von Matthias Bauer „geht das ab etwa 3.000 Euro los“. Die Kosten für einen Senkrechtlift schätzt Antje Voss je nach Kabine und Ausstattung „mit Statik und Einbau pro Etage auf 25.000 bis 30.000 Euro.
Autorin: Barbara Erbe
Dieser Text erschien zuerst in der Mitgliederzeitschrift "mobil", Ausgabe 3-2023. Sechs Mal im Jahr erhalten Mitglieder der Deutschen Rheuma-Liga die Zeitschrift direkt nach Hause (jetzt Mitglied werden).